Wie Sorgen uns krank machen … und unsere Mitwesen beeinflussen
Eigentlich sollten die Termine für 2024 schon feststehen, die Seminarbeschreibungen geschrieben sein und ihr eure Urlaubsanträge einreichen können, um dabei zu sein. Es macht mich nörgelig und unzufrieden, dass ich noch nicht weiter bin, als ich es eigentlich sein will. Aber realistisch betrachtet habe ich gerade einen anderen Job: Mich um mein Pferd kümmern, es versorgen, gute Laune verbreiten und für Abwechslung sorgen. Das ist eigentlich ganz schön viel und mehr passt einfach gerade nicht in meinen Tag und das ist okay.
Und falls du gerade selbst krank bist oder dein Kind oder deine Eltern und du bist genervt, weil du eigentlich gerade lieber woanders wärst und weiter kommen möchtest, im Job oder womit auch immer: Es ist okay! Du bist gerade genau da, wo du sein sollst.
Dieses andere, dir anvertraute Wesen oder dein eigener Körper sind jetzt gerade deine Aufgabe. Halte dein Kind in den Armen, tröste es und sei einfach nur da. Mehr braucht es jetzt nicht. In der nächsten Woche kannst du wieder Vollgas geben
„Leben ist das was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.“
John Lennon
Wie Sorgen uns krank machen … und unsere Mitwesen beeinflussen
Seitdem Naomi krank ist, bin ich jeden Tag im Stall. Zwischen 3-6 Stunden kümmere ich mich, miste, wechsle Bandagen, gebe Medikamente, füttere, massiere, striegle … und am nächsten Tag wieder von vorn. An manchen Tagen ist sie zugewandt, verschmust und ausgeglichen. An anderen steht sie teilnahmslos am Heu, beachtet mich gar nicht und lässt mich meine „Arbeit“ verrichten.
Den Unterschied macht, dafür brauchte ich einige Tage, um das heraus zu finden, meine innere Einstellung.
Bin ich unter Zeitdruck, will schnell alles erledigen, fertig werden und beeile mich, beachtet sie mich nicht. Aber wenn ich zu ihr komme, viel Zeit mitgebracht habe und mit einem fröhlichen Servicegedanken: „Na, was kann ich heute tun, um dir die Langeweile zu vertreiben?“, dann ist sie zugewandt, möchte gekrault werden oder einfach nur zusammen „Sein“.
Ich kaufe Pülverchen, Bücher und Webinar zum Thema. Ich winkle, pinsel und putze und sammle akriebisch jeden Pferdeapfel auf. Warum? Weil meine Hände dann etwas zu haben. Weil ich hinterher eine lange Liste abhaken kann, was ich für das Pferd heute alles gemacht habe. Weil ich mir hinterher nicht vorwerfen will (Wortwahl beachten!), dass ich nicht alles versucht habe. Und weil ich mich so schön nützlich fühle – da wo ich mich sonst hilflos fühle, weil ich die Heilung nicht beeinflussen kann.
ABER WO BIN ICH DANN? Wo bin mit meinen Gedanken? Wo bin ich mit meiner Energie? Und wo ist eigentlich Naomi? Ich bin dann zwar körperlich anwesend, aber nicht emotional.
Als ich heute die Pferdeäppel einfach liegen lasse und mir 15min Zeit nehme, um mit ihr zusammen zu Sein, fühle ich die Verbindung zwischen uns. Sie steht neben mir, hat die Augen halb geschlossen, ich sitze auf dem Boden, direkt neben ihren Füßen. Wir atmen gemeinsam tief ein und aus, genießen die Wintersonne. Es bringt uns – ihr und mir – mehr, als ein kalter Wadenwickel. Es ist ein warmer Beziehungswickel, in dem wir beide ganz und gar anwesend sind.
Ein richtig guter Rat von meiner lieben Freundin Sarah: Die braucht jetzt, dass es DIR gut geht. Sorge für dich, geh hin und mach ihr das Leben angenehm. Klar, mach ich mir trotzdem Sorgen, aber wenn ich bei ihr bin, versuche ich die Zeit zu genießen, die wir jetzt zusammen haben. So kann ich ihr am besten dienen.
Schau doch mal in dein Leben: wer könnte es brauchen, dass du ihm einfach ein bisschen Leichtigkeit bringst?